Ein Schweizer bringt Kreislaufwirtschaft nach Serbien
Pflanzenkohle kann eine der Antworten auf die Herausforderungen des Klimawandels sein: Über das Pflanzenwachstum des Rohmaterials wird CO2 aus der Atmosphäre entzogen und das Kohlestoffatom stabil im Kohlenstoffgitter der Kohle eingelagert.
Der Schweizer Umweltwissenschafter Balz Baur produziert zusammen mit seiner Frau Vesna Baur im westserbischen Cacak solche Pflanzenkohle auf der Basis von altem Holz aus der Region. Ihre 2010 gegründete Firma Basna benutzt dazu eine vom Ökozentrum Langenbruck entwickelte Anlage, die für ihre Bedürfnisse angepasst worden ist. Mit den Anpassungen kann die Pyrolyse-Anlage verschiedene Rohmaterialien bei unterschiedlichen Temperaturniveaus verarbeiten. Auf diese Weise kann die Wirkung der Pflanzenkohle beeinflusst werden, denn je nach Anwendungsgebiet sind andere Kohleeigenschaften vorteilhaft. Auch wird mit der neuen Anlage die Ausbeute von bisher 10 Prozent auf 15 bis 20 Prozent gesteigert.
Bisher wurde die zertifizierte Pflanzenkohle vor allem nach Deutschland exportiert. Dort wird sie unter anderem als Katalysator für Biogasanlagen für eine höhere Methanausbeute eingesetzt. Sie stabilisiert aber auch die Mikrobiologie, ohne dass die Methanausbeute leidet. Zusammen mit einem Futterspezialisten der Universität Belgrad untersucht Baur derzeit die Nutzung der Pflanzenkohle als Tierfutterzusatz in Serbien. Damit könnte der Einsatz von Antibiotika reduziert und die Leistung gesteigert werden. Dabei wird die Kohle nicht abgebaut, sondern landet mit Nährstoffen aufgeladen im Boden und regt dort zusätzlich die Humusbildung an.
Seine Vision sei es, Serbien zu "karbonisieren", sagt Balz Baur auf Anfrage. „Das könnte dem ganzen Land einen dringend benötigten Schub in Richtung Nachhaltigkeit geben.“
Basna wurde bei der Umstellung auf Pflanzenkohle von Hans-Peter Schmidt beraten. Der Gründer und Geschäftsführer des Ithaka-Instituts in Arbaz VS ist einer der Pioniere der Nutzung von Pflanzenkohle zur Bekämpfung des Klimawandels. Basna erhielt zudem einen Start-up-Kredit des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO). Das Unternehmen schrieb 2019 erstmals schwarze Zahlen und beschäftigt zehn Mitarbeitende in einer Gegend, in der hohe Arbeitslosigkeit und starke Landflucht herrscht. stk